Brandgefahr durch Lithium-Akkus stellt Feuerwehr Nußloch vor neue Herausforderungen

Immer mehr Geräte und Fahrzeuge werden jetzt mit Akkus betrieben. Oft kommen dabei die leistungsfähigsten Stromspeicher zum Einsatz, die sogenannten „Lithium-Akkus“. Sie sind besonders klein, lassen sich vielfach aufladen und versprechen eine hohe Leistung und Haltbarkeit. Damit können Staubsauger-Roboter und E-Fahrräder genauso betrieben werden wie moderne Hybrid-Autos oder Pkw mit vollelektrischem Antrieb.

Inzwischen hat sich aber auch herumgesprochen, dass diese Lithium-Technologie bei Akku-Defekten eine besondere Gefahr zeigen kann. Wird so ein Akku beschädigt, sei es durch unsachgemäße Handhabung, Fehler in der Produktion oder eine Beschädigung des Gehäuses, droht Brandgefahr. Und das in einer besonders kritischen Art und Weise: Fängt so ein Akku Feuer, ist dieses nicht einfach mit Wasser oder Löschschaum zu bändigen. Ein in Flammen stehender Lithium-Akku kann mit normalen Mitteln kaum gelöscht werden, und dies stellt auch die Feuerwehren vor ganz neue Herausforderungen.

Die Freiwillige Feuerwehr Nußloch hat bereits von einiger Zeit darauf reagiert und einen Experten in Sachen E-Mobilität und Lithium-Batterien zum Vortrag und zur anschließenden Fragestunde ins Feuerwehrhaus eingeladen. Klaus Kemna, Kfz-Meister in der Mercedes-Niederlassung Mannheim-Heidelberg-Landau, ist intern beim Fahrzeughersteller für die regionale Schulung von Werkstattkräften in Sachen Elektromobilität zuständig. Er kennt die Chancen und Vorteile dieser Technologie für die Umwelt, aber auch die Risiken, die bei Wartung und Reparatur von E-Autos auftreten können. Im Feuerwehrhaus an der Carl-Metz-Straße fand er ein extrem aufmerksames Publikum für seinen Vortrag, die Feuerwehrleute konnten hier endlich ihre drängenden Fragen stellen und mit Kemna diskutieren, welche Gefahren eventuell bei Unfällen mit Elektrofahrzeugen auftreten können.

Zwei Situationen sind es vor allem, die den Freiwilligen Wehrleuten in Nußloch, wie auch allen Kameraden in anderen Orten, Sorgen bereiten: Kann es passieren, dass nach dem Unfall eines E-Autos die Karosserie unter Hochspannung steht, bis zu 400 Volt lebensgefährlicher Spannung mit hohen Stromstärken? Und zweitens: Wie können wir ein brennendes Elektrofahrzeug löschen, wenn dies mit Wasser und Löschschaum nicht möglich ist? Ein dritter Aspekt kam im Laufe der Diskussion noch hinzu: Beschädigte und brennende Lithium-Akkus können die gefährliche „Flusssäure“ freisetzen. Kommt ein Mensch mit der farblosen Säure in hochkonzentrierter Form in Berührung, droht Lebensgefahr. Schon eine relativ kleine mit konzentrierter Flusssäure verätzte Hautpartie kann lebensgefährlich sein. Keine einfachen Herausforderungen also, denen sich die Feuerwehren stellen müssen.

Dass die Gefahr akut ist, zeigt die Statistik. Die Zahl der durch Lithium-Akkus verursachten Gebäudebrände in Deutschland hat sich seit 2014 verdreifacht. Werden rund ein Drittel aller Brände durch „Elektrizität“ verursacht, so hat der Lithium-Akku inzwischen den mit Abstand größten Anteil aller strombedingten Auslöser. Ein guter Grund also, sich bei der Handhabung von Lithium-Akkus in Hausgeräten, Fahrrädern und Automobilen strikt an die Bedienungsanleitung zu halten. Beschädigte Akku-Elektrogeräte und Akkus dürfen keinesfalls weiterverwendet werden, von ihnen geht die größte Brandgefahr aus!

Bei Unfällen mit Elektrofahrzeugen sollte eigentlich keine Gefahr für die Feuerwehrleute bestehen, wenn sie Insassen retten, zur Befreiung von Verletzten die Karosserie aufschneiden muss oder einen Brand löscht. Entsprechende Abschalteinrichtungen, die nach Unfällen den Stromkreislauf unterbrechen, sind selbstverständlich in jedem Elektrofahrzeug eingebaut. Dass sie entsprechend ihrer Konstruktion funktionieren, bleibt zu hoffen.

Viel schwieriger ist es mit dem Löschen von Lithium-Akkus. Nicht nur, dass die Flammen aufgrund der metallischen Struktur von Lithium kaum mit Wasser und Schaum zu löschen sind. Auch besteht die Gefahr, dass sich ein Akku nach dem Ersticken der Flammen von selbst wieder neu entzündet. Und dies kann auch noch 24 oder 48 Stunden nach dem Schadensfall passieren. Manche Feuerwehren haben sich nach Unfällen damit geholfen, dass sie zuerst das Fahrzeug haben „kontrolliert abbrennen“ lassen, um es anschließend für eine Woche in einem mit Wasser gefüllten Container zu versenken. Auf Schrottplätzen, so erläuterte Experte Klaus Kamna, dürfen verunfallte E-Autos nur mit großem Abstand zu anderen Schrottfahrzeugen abgestellt werden, um im Falle einer nachträglichen Entzündung kein Risiko eines Übergreifens der Flammen einzugehen.

Ungelöst auch die Frage, was mit eventuell entstehender Flusssäure passiert. Starke Verdünnung mit Wasser würde zwar das Risiko von gefährlichen Verletzungen entschärfen, aber diese verdünnte Säure würde dann vermutlich in den Boden oder die Kanalisation gelangen. Auch das darf nicht passieren. Alles in allem war der Informationsabend für die Freiwilligen der Feuerwehr Nußloch am Ende sehr aufschlussreich, auch wenn nicht alle Fragen abschließend beantwortet werden konnten. Als Resümee kann festgehalten werden: Am besten, die Nutzer von E-Autos sowie E-Fahrrädern und Akku-Elektrogeräten achten ganz besonders darauf, ihr Gebrauchsgegenstände nicht zu beschädigen, damit es erst gar nicht zu einem Brand kommt.

Text & Bilder: Udo Lahm