Heimbewohnerin in größter Gefahr: Rauchmelder löst aus und Feuerwehr kann sie rechtzeitig retten

Wohl jeder hat es schon einmal gehört, das eindringliche Piepen von Rauchwarnmeldern, wie sie heute in allen Wohnungen vorgeschrieben und hoffentlich auch angebracht sind. Und doch wird dieses elektronische Warngerät oft als eher lästig und unnötig empfunden. Vor allem, wenn wieder einmal die Batterien zur Neige gehen und ein minütlicher Warnton zum Auswechseln der Akkus aufruft. Die dramatische Situation, die sich in der vergangenen Woche in Nußloch ereignete, beweist jedoch wieder einmal, wie wichtig Rauchwarnmelder sind und dass sie tatsächlich Menschenleben schützen können.

Kurz nach 22 Uhr wird eine Pflegekraft im Seniorenheim Haus Rheinblick vom Piepen eines Rauchwarnmelders aufgeschreckt. Der Ton dringt über alle Flure und Etagen, und nach kurzer Orientierung ist klar: Ein privater Rauchwarnmelder in einem der Dachgeschoss-Appartements des Hauses hat ausgelöst. Im dritten Obergeschoss ist auch schon ein markanter Brandgeruch wahrzunehmen. Damit ist klar: Hier liegt keine Fehlauslösung vor, sondern es handelt sich um einen tatsächlichen Brandfall im Seniorenheim.

Die an diesem Abend über die Notrufnummer 112 alarmierte Freiwillige Feuerwehr Nußloch wird mehrmals im Jahr zum Haus Rheinblick gerufen. Meist handelt sich um Fehlauslösungen der zentralen Brandmeldeanlage. Mal hat jemand zu nah an einem der zahlreichen Rauchsensoren eine Zigarette geraucht, mal steht ein Topf Wasser zu lange auf dem Herd und der Wasserdampf löst den Alarm aus. Und dennoch weiß jeder bei der Feuerwehr: Ein Brand in einer Einrichtung wie einem Seniorenheim kann höchste Gefahr für viele Menschenleben bedeuten.

Alte Menschen mit wenig Widerstandskraft, teilweise an den Rollstuhl oder Rollator gebunden, können sich im Notfall kaum selbst retten und sind ganz besonders auf schnelle Hilfe angewiesen. Und so rückt die Feuerwehr Nußloch auch an diesem Abend bei der eher unspektakulär klingenden Alarmierung „Privater Rauchwarnmelder“ mit größtmöglichem Tempo und höchster Konzentration aus um sich der unklaren Situation vor Ort zu stellen.

Bereits während der Fahrt vom Feuerwehrhaus in der Carl-Metz-Straße zum Kreisverkehr an der Hauptstraße herrscht professionelle Betriebsamkeit im Mannschaftsraum des Löschfahrzeugs. Zwei Feuerwehrleute, die wenige Minuten zuvor noch im Kreis ihrer Familie bei Tisch oder vor dem Fernseher gesessen haben, legen hier ihre Atemschutzausrüstung mit Maske und Pressluftflasche an. Es gilt, keine Sekunde zu verlieren. Nur wenige Minuten nach der Alarmierung, und rund 120 Sekunden nach Abfahrt am Feuerwehrhaus bremst das mit hohem Tempo und schallendem Martinhorn herbeigeeilte Löschfahrzeug unmittelbar vor dem Haupteingang zum Seniorenheim. Mitten auf der Fahrbahn kommt das schwere Fahrzeug zum Stehen, für Rangiermanöver ist jetzt keine Zeit. Auch die Polizei ist mit einer Streifenwagenbesatzung vor Ort, und der herannahende Rettungswagen ist schon auf seiner Anfahrt zu hören.

Der aus dem Fahrzeug gesprungene Einsatzleiter informiert sich am Eingang bei der Pflegekraft kurz über die Lage, dann erteilt er die nötigen Anweisungen an die Einsatzmannschaft. Ausgerüstet mit Feuerlöscher und Brandfluchthaube eilen vier Feuerwehrleute, darunter die beiden mit Atemschutzausrüstung, zu Fuß die Treppe zum dritten Obergeschoss hinauf. Mit jedem Treppenabsatz wird der Piepton des Rauchwarnmelders lauter hörbar. Schließlich stehen die Retter vor der Tür des Appartements, aus dem der Alarmton schallt und der eindringliche Brandgeruch durch den Türspalt auf den Flur dringt.

Offenbar ist die Bewohnerin noch in der Wohnung, kann sich nicht selbst helfen oder ist von der Situation einfach überfordert. Die Wehrleute entscheiden sofort: Die Tür muss schnellstmöglich geöffnet werden. Es bleibt keine Zeit, auf jemanden mit Zweitschlüssel zu warten. Ein kräftiger Fußtritt gegen die Tür lässt die Verriegelung aus der Verankerung springen, und die Tür ist offen. Während der zweiköpfige Einsatztrupp unter Atemschutz in die Wohnung vordringt, die Lage klärt und die Bewohnerin sucht, bringen weitere Wehrleute an der offenstehenden Tür einen sogenannten „Rauchschutzvorhang“ an. Dieser verhindert, dass der dichte Rauch aus dem Appartement den kompletten Flur und damit den Fluchtweg verraucht und diesen möglicherweise unpassierbar macht.

Nach wenigen Sekunden ist die von den Ereignissen verwirrte Seniorin gefunden und sie wird von den Männern des Einsatztrupps aus der Wohnung gebracht und im noch weitgehend rauchfreien Treppenhaus auf einen Stuhl gesetzt. Dort versorgen weitere Feuerwehrleute, und wenig später die Helfer des Rettungsdienstes, die Dame und beruhigen sie. Sie hat wohl Rauchgase eingeatmet, scheint aber bei vollem Bewusstsein und nicht lebensbedrohlich verletzt. Derweil ist der Angriffstrupp zurück im Appartement und macht dort in der kleinen Küche die Ursache des Brandrauchs aus: Ein auf eingeschalteter Herdplatte liegendes Holzbrett hatte wegen der großen Hitze zu kokeln angefangen und für die massive Rauchentwicklung gesorgt. Nur gut, dass der Rauchwarnmelder angesprungen war und dadurch Hilfe herbeigerufen wurde. Ansonsten hätte dieser Vorfall sehr schlimme Folgen haben können.

Im Feuerwehrhaus hatten sich zeitgleich weitere Feuerwehrleute bereitgehalten. Bei einem offenen Feuer oder beispielsweise einem durch Rauch unpassierbarem Treppenhaus, wären sie mit den entsprechenden Fahrzeugen und weiterer Ausrüstung hinzugeeilt. Diesmal was der große, elektrisch betriebene Hochleistungslüfter gefragt, mit dem der Rauch im Treppenhaus durch geöffnete Fenster hinaus in Freie gedrückt werden kann. Mit einem zusätzlichen Einsatzfahrzeug wird dieser Lüfter rasch herbeigebracht und vor Ort gleich in Betrieb gesetzt. Da die Drehleiter der Feuerwehr Nußloch aktuell bei einer routinemäßigen Inspektion ist, wurde die Feuerwehr Wiesloch mit der Drehleiter zur Einsatzstelle alarmiert. Ebenfalls wurde aufgrund des bestätigten Brandes auch die Feuerwehr Sandhausen mit einem weiteren Löschfahrzeug alarmiert. Nachdem sich die Lage dann aber doch als weniger brisant herausstellte, als zunächst befürchtet, war hier kein weiterer Einsatz erforderlich. Gegen Mitternacht kann die Feuerwehr ihren erfolgreichen Einsatz schließlich beenden. Und mit dem guten Gefühl, in einer Notsituation verlässliche Hilfe geleistet zu haben, kehren die Wehrleute in ihre Familien zurück.

Text und Bilder: Udo Lahm